Kein Bühnenbild! Katrin Lea Tags Bühne ist leer, tiefschwarz und stockdunkel. Der angemessene Hintergrund für ein im elaboriertesten Sinn trostloses Stück.
So hat man die Salome noch nie gehört und nie gesehen. So barbarisch u n d artistisch, so nackt u n d ästhetisch.
Author Archives → Cornelie Ueding
„Am Südhang“ und „Orestie“ / Schauspiel Frankfurt
Zwei Stücke unterschiedlicher Bauart an einem Theater: „Orestie“ von Aischylos und „Am Südhang“ von Eduard von Keyserling. Insgesamt eine gemischte Erfahrung.
Continue readingChristoph Willibald Gluck: Iphigénie en Tauride / Opernhaus Zürich
Ein harter grellweißer Rahmen grenzt die Bühne ab. Dahinter führt ein tiefschwarzer Trichter in die Tiefe, ein lichtloser Schacht, der alles Leben einzusaugen scheint. Wie kann aus solcher Düsternis ein derart strahlender Opernabend erwachsen? – Und was für ein Opernabend!
Continue reading„La Gazzetta“ – Rossini / Oper Frankfurt
Der Vater will die Tochter ganz unverblümt verscherbeln. Die freilich hat ihre Wahl längst getroffen – expressiv beglaubigt von traumhaften Koloraturen – und Kapriolen. Ein tollkühnes, aberwitziges Spiel um Liebe und Profitgier, Verwechslungen, Erpressungsversuche und Verwandlungen…
Schließlich wird aus der „einen“ Liebesgeschichte am Abgrund väterlicher Befehle – der Entschluss der Frauen zu einem eigenen Leben. Und das ist auch eine Geschichte von Verzicht, Wut, Entschlossenheit – und Ängsten angesichts einer ungewissen Zukunft.
‚Bataillon‘ von Enis Maci/ Nationaltheater Mannheim
Ein Auftragswerk von Enis Maci in Mannheim – ein ganz und gar außergewöhnliches Stück mit viel Mut zur Komplexität. Kritik für den Deutschlandfunk
Continue reading„Der Streik“ – nach dem Roman von Ayn Rand / Schauspielhaus Zürich
Ein verquerer Mix aus abstrusen Halbwahrheiten und menschenverachtender Egomanie – Ayn Rands mehr als 60 Jahre altes Evangelium eines kapitalistischen Antichrist, ‚überschrieben‘ als Musical. Ein Spiel im Spiel mit mehr als einem doppelten Boden, das eine ganze Menge Fragen in den Köpfen der Zuschauer hinterlässt. Eine Kritik für den DLF
Continue readingMini Dramen in 3 Minuten – auf der Basis berühmter Dramen der Weltliteratur
Man liest die Ankündigung und reibt sich die Augen: Das gibt’s doch nicht! Dramen, die man in der Schule wochenlang durchkaut und die in Theater-Aufführungen immerhin ein paar Stunden dauern – fasst Carolin Schattenkirchner in ihren Videos in nur 3, in Worten: drei Minuten zusammen?
Nein, das ist kein Witz und
auch kein Indiz für den Untergang des Abendlandes – auch wenn entschlossene
Bildungsbürger die Augen verdrehen mögen – das funkt! Und wie!
The Vacuum Cleaner – Kammerspiele München
Ein todtrauriges Stück mit ein wenig angekränkeltem Humor, das ein Problem in den Fokus nimmt, das bald auch für Europa wichtig werden könnte. Zumindest bei wieder steigender Arbeitslosigkeit.
Das Problem dieser Aufführung: Alle Bewegungen der Figuren bleiben Illustrationen dieses Zustands. Und Illustrationen bleiben statisch. Alles ist vorhersehbar, wirkt buchstäblich lang-atmig. Denn trotz des Versprechens des Regie führenden Autors: Komisch ist die Aufführung auch nicht
Continue readingTamerlano – Händel an der Oper Frankfurt
Gebannt und ohnmächtig zugleich verfolgen wir als Augenzeugen und Mitmacher, was sich vor unseren Augen abspielt. Der Bunker wird zum Labor dieser seelischen Vivisektion, und die Zuschauer verharren in einer Art emotionaler Schockstarre.
Dass die vierte Wand durchbrochen wird, ist heutzutage wirklich nichts Besonderes mehr – dass man von allen Seiten bespielt wird, am Rande des Geschehens ist und doch mittendrin – das ist sehr selten, in dieser Form sogar ganz neu in Deutschland
Mozart: LE NOZZE DI FIGARO / Staatsoper Stuttgart
Nun gut – jeder Regisseur hat natürlich das Recht, vielleicht sogar die Verpflichtung, tradierte Stoffe einer umfassenden Revision, vielleicht sogar einer Rundumerneuerung zu unterziehen. Dennoch, eine Grenze scheint erreicht, wenn im Wahn um Originalität das eigentliche Zentrum eines Dramas gezielt umgangen wird und damit jede innere Spannung gegen Null tendiert.
Continue reading