Sternstunden 2 – Notre Dame

… Um das Prinzip noch an einem anderen, sehr konkreten Beispiel zu verdeutlichen, an das sich noch alle erinnern:  Paris, Notre Dame, 15. 4.  Nach allem was wir wissen ging bereits um 18.18 ein erster Alarm ein, der, warum auch immer, keine Reaktionen zeitigte. Erst der 2. Alarm, offenbar um 18.48, löste feuerpolizeiliche Konsequenzen aus. Wie wir wissen, zu spät, um den zwischenzeitlich entfachten Brand noch bekämpfen zu können. Uns geht es, um im Bild zu bleiben, genau um diese „30 Minuten“. Genauer: um die Zeit zwischen ersten Ahnungen, Rauchzeichen und der Eskalation eines dann nur mehr mit Gewalt zu bekämpfenden Konflikts. Mittlerweile hat eine Untersuchungskommission weitere, überaus aussagekräftige Fakten ans Licht gebracht, die zeigen an welchen „Banalitäten“ präventive Gegenmaßnahmen oft scheitern.

1.Gedankliche Trägheit. Ein leitender Beamter der Regionalkommission für kulturelle Angelegenheiten hatte mehrfach auf gravierende Mängel der Brandvorsorge verwiesen, jedoch stets dieselbe beschwichtigende Antwort erhalten: „Die Kathedrale steht seit 800 Jahren, sie wird nicht einfach so abbrennen.“ 

2. Aus Kostenersparnisgründen war nur ein, minimal ausgebildeter Mitarbeiter zur Überwachung vor Ort – ein Mann ohne Ortskenntnis.

3. Als um 18.18 ein erster Feueralarm signalisiert wurde mit der Angabe „Dachboden/Kirchenschiff, Sakristei“ verbunden mit einem Zahlencode entdeckte dieser bei einem ersten Check nichts. 

4. Schließlich rief er seinen Vorgesetzten an, um den Code zu entschlüsseln – dieser riet, den Dachstuhl zu inspizieren, wo jetzt bereits die Flammen loderten. Um 18.48 – also eine entscheidende halbe Stunde nach dem Ausbruch des Brandes – wurde die Feuerwehr alarmiert, die 10min später eintraf. 

5. Darüber hinaus erklärte ein Mitarbeiter, der Umgang mit herum liegenden, Wärme erzeugenden Brandmitteln sei nie besonders ernst genommen oder kontrolliert worden – Motto: Die Kathedrale steht seit 800 Jahren – da passiert nichts….

Erstaunlich WIE dumm wir uns stellen können um zu vermeiden, reagieren zu müssen, bevor alles in hellen Flammen steht.